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23.05.2019

Linz

Schön, wieder unterwegs zu sein!
Das heutige Ziel ist Linz, die Landeshauptstadt von Oberösterreich.
Nach 22 Jahren mein zweiter Besuch dort, damals nur auf der Durchreise mit wenig Sightseeing. Dies möchte ich ändern, aber erst einmal stehen mir noch knapp 40 km auf der Donau bevor.
Bisher hat der Arm ganz gut durchgehalten, und ich bin zuversichtlichlich, dass dies so bleibt. Die Strömung der Donau ist durch die heftigen Regenfälle in Deutschland unverändert stark, was mir die Sache sehr erleichtert, da ich immer wieder Paddelpausen einlegen kann und mich einfach treiben lasse.
Zwischendurch sind noch zwei Staustufen zu überwinden, Aschach und Ottensheim.
Aschach ist schnell geschafft, und da die Umtragestelle auf der Wehrseite liegt, darf ich mit der Berufsschifffahrt in die Schleuse. Vorbei geht es am gleichnamigen Ort, mit seinen malerischen Fassaden an der Uferpromenade.
Im Ernst, die meisten Giebel sind nur Fassade und schön bunt bemalt. Die Gebäude dahinter sind zumeist kleiner und nicht renoviert.
Die Kilometerangaben am Flussufer fliegen nur so dahin, und ich komme schnell voran. Bei der Staustufe Ottensheim muss ich umtragen, da keine Schleusung in den nächsten Stunden erwartet wird.
In einem Altarm der Donau geht es dann weiter, mit absolut null Strömung.
Aha, daher hat sich hier auch das Bundesleistungszentrum für Rudern und Kanu angesiedelt. Die Regattastrecke, auf der in diesem Jahr die Weltmeisterschaften im Rudern ausgetragen wird, ist schon aufgebaut.
Ich stelle mich in die Startbox der Bahn 4 und zähle runter.
Soll ich?
Ok.
Los!
Ich ziehe das Paddel durchs Wasser, aber nichts passiert, und nochmal, und nochmal...
So ein beladenes Faltboot hat halt nicht so eine Wahnsinnsbeschleunigung, egal wie feste man zieht.
Aber ich komme in Fahrt und sehe die Bojen der Regattabahn vor mir.
Der Vorteil der Ruderer, die mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen,
ist wohl, dass sie nicht die ganze Zeit sehen müssen, wie weit es noch ist.
Yes! Ich schaffe die Strecke in Rekordzeit - so langsam war noch keiner.
Zwischendurch beschließe ich, im Slalom um die Begrenzungsbojen zu fahren, damit was los ist. Falls das einer gesehen hat, hat er entweder den Kopf geschüttelt, oder das wird demnächst eine Olympische Disziplin.

Aus dem Altarm heraus geht es nach etwas über zwei Kilometern wieder in die vom Hochwasser aufgemischte Donau.
Das Wasser ist graubraun durch die weggeschwemmten Erden und Sande, aber es bringt mich schnell an mein Ziel.
Die transparente Brotbox mit dem Kanu-Wanderführer für die Donau, in dem die meisten relevanten Informationen für Paddler stehen, wird hervorgeholt,
und ich lese mir die Beschreibung für Linz noch einmal durch.
Aha, bei km soundso direkt nach der Eisenbahnbrücke am linken Ufer soll der Eisenbahn Kajak- und Ruderverein Donau Linz sein.
Beim Annähern auf den letzten anderthalb Kilometern merke ich schon, dass hier etwas nicht stimmt.
Keine Eisenbahnbrücke sichtbar, dafür aber die darauf folgende Autobahnbrücke über die Donau und die klaren Anzeichen von Großbaustellen.
Im Wasser neue Brückenpfeiler für drei Brücken und jede Menge Fahrwassertonnen, die bei so viel Strömung verdammt schnell näher kommen.
Ich beobachte das Wasser, ob außerhalb des Fahrwassers durch die Baustelle Untiefen entstanden sein könnten, erkennbar an Wellen, Strudeln und am Rauschen. Gleichzeitig suche ich nach einer geeigneten Möglichkeit zum Auszuwassern, einem Steg, einer Slipanlage, oder wenigstens einer Treppe.
Geschafft, eine kleine Rampe ins Wasser, am ansonsten glatt verbauten Ufer, und sogar ein Eisenring am Boden, um die Argo anzubinden.
Ich hebe das beladene Boot so weit ich kann auf die Rampe, so dass es nicht bei Wellen und Strömung umhertreibt, und mache mich auf die Suche nach dem Kajakverein.

Sehr freundlich und hilfsbereit werde ich aufgenommen, wie immer auf dieser Reise, sobald ich erzähle was ich gerade tue und wo ich gerade herkomme.
Nachdem das Zelt aufgebaut, all meine Sachen verstaut sind und die Argo auf dem Vereinsgelände neben mir im Gras liegt, lädt mich Wolfgang, der schon lange aktiv Kajak fährt und im Verein ausbildet, auf ein Bier ein und zeigt mir seine Sammlung. Kajaks aller Generationen und Einsatzzwecke werden hier gefahren, gepflegt und auch Oldtimer restauriert.
Ein bisschen kann ich mitreden, mit meinen paar Tagen Paddelerfahrung.
Es stellen sich weitere Gemeinsamkeiten heraus, und die Themen gehen uns an diesem Abend, an dem Wolfgang mir sein Linz zeigt, nicht aus.



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