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07.05.2019

Beginnen

Nach zwei erlebnisreichen Tagen unterwegs kann ich sagen: Die Reise hat nun wirklich begonnen.

Der Aufbruch bei Weltenburg hatte etwas Magisches: Der Reif auf der Argo, die Nebelschwaden, die über dem nur unwesentlich wärmeren Wasser der Donau emporstiegen, und das noch blasse Licht des jungen Tages. Ganz gleichmäßig, wenn auch mit beträchtlicher Strömung, zog das Wasser der Donau am Ufer vorbei. Die morgendliche Stille wurde lediglich durch das Zwitschern der Vögel geteilt.
"Jetzt gibt es kein Zurück mehr",
dachte ich, als ich die Argo weiter ins Wasser schob und einstieg, das Paddel ergriff und mit einem paar kräftigen Schlägen den Bug stromabwärts dirigierte.
Vorbei ging es an den mächtigen Felsen des Donaudurchbruchs. Eine genussreiche Fahrt bei ordentlich Strömung und malerischer Kulisse.
Hoch oben auf den Felsen im Wald kam die Siegeshalle in Sicht.
Später legte sich die Strömung wieder und ich tauchte ein in das gleichmäßige Flussleben auf der Donau.
Mit jedem Paddelschlag dem Ziel ein wenig näher kommend und gleichzeitig den Alltag ein wenig weiter hinter mir lassend.
Die Landschaft zieht vorbei, Dörfer, Städte, Wiesen und Wälder.
Eine Gänsefamilie, die Kleinen sind noch zu jung, um zu fliegen, flüchtet aufgeregt vor dem Eindringling über das Wasser. Ein Fuchs kommt zum Trinken ans flache kiesige Ufer und läßt sich nicht stören.
Alte Bäume ragen aus dem Wasser , manche Ufer schilfbedeckt. Keinesfalls unberührte, aber schöne Natur.
Vorbei geht es an Regensburg. Nächster stop: Walhalla.

Gegen Abend kommt, trotz heftigen Gegenwinds den ganzen Tag über und den Schmerzen in den Armen, die diese Bewegungen einfach nicht gewohnt sind, dass ersehnte Ziel in Sicht. Hoch oben über der Donau trohnt die Walhalla im Stil eines griechischen Tempels.
Unterdes ist es für mein noch ungeübtes Auge gar nicht so einfach, einen geeigneten Anlegeplatz zu finden. Gesucht wird ein flach abfallendes Ufer, ohne Steine, am liebsten mit Sand oder Kies oder Gras, auf das man das Boot ein kleines Stück hochziehen kann, so dass es nicht bei der kleinsten Welle wegschwimmt. Erst wenn es komplett entladen ist, kann ich es weiter auf den Strand ziehen.
Ein Stückchen weiter flussabwärts finde ich nach langem Suchen auf einer vorgelagerten Insel eine flache Stelle. Sie befindet sich allerdings auf der falschen Seite der Donau, und noch dazu auf einer Insel. Egal, das erste Nachtlager wird errichtet.
Um die Walhalla trotzdem noch besichtigen zu können, beschließe ich also zum benachbarten rechten Ufer zu fahren, dann bis zur nächsten Brücke wieder stromaufwärts zu laufen und auf der anderen Seite wieder stromabwärts bis zur Walhalla zu gehen. Gesagt, getan. Ich schiebe das Faltboot ins Wasser, steige mit einem Fuß ein und stoße mich kräftig ab, und und plötzlich wird es nass.
Das Boot gekentert, der Skipper bis zum Bauch im Wasser, die Schuhe treiben umher, alles was schwerer ist, sinkt erst mal Richtung Grund.
Ein Glück ist es noch nicht tief, und ich finde schnell alles wieder.
Glück gehabt, es hätte auch das voll beladene Boot sein können.
Erst mal zurück zu Insel, das Boot ausleeren und soweit wie möglich trocknen, die nassen Sachen loswerden und zum Trocknen aufhängen, dann die Gedanken sortieren und über alles nachdenken. Mit frischen Klamotten und um eine Erfahrung reicher wird der zweite Versuch gestartet. Diesmal bloß nicht zu feste abstoßen, und dann so schnell wie möglich hinsetzen!
Ich erreiche sicher dass andere Ufer.
Im gleichen Augenblick fährt ein großes Frachtschiff auf der anderen Seite der Insel vorbei. Wer hätte gedacht, dass das Ding solche Wellen macht. Besorgt blicke ich rüber zu meinem Zelt, ob es auch weit genug von Wasser weg steht? Höher ist die Insel leider nicht.
Verdammt knapp, die Wellen kommen bis ans Zelt, aber es bleibt stehen.
In der Zwischenzeit hat sich das Wetter auch etwas verschlechtert und ich blase die Veranstaltung ab. Ich setze wieder über auf meine Insel, ziehe das Boot so hoch wie irgend möglich auf den Strand und binde es an einem Baum fest. Kaum ist das erledigt, fängt es auch schon an zu regnen und ich flüchte ins Zelt.
Wasser von oben, wenn ein Schiff kommt auch Wasser von unten, und immer noch nicht die Walhalla besichtigt.
Wenn es läuft, dann läufts.
Ein gutes Essen hebt ja angeblich die Moral, sagt man in der Seefahrt, also wird erstmal die Feldküche ausgepackt und Abendessen gekocht. Morgen sehen wir weiter. Positiv formuliert würde ich sagen, dass meine Lernkurve am ersten Tag ziemlich steil war.
Ein bisschen mulmig ist mir schon, ob nicht nachts ein größeres Schiff kommt und noch höhere Wellen macht, die bis ins Zelt laufen.
Die erste Nacht war also unruhig, zwar habe ich mit den Wellen Glück gehabt, aber Biber machen krasse Geräusche in der Nacht,
Zur Beschreibung: Ich stelle mir vor, dass so ein glücklicher Biber klingt, der rundum zufrieden ist.


Der nächste Morgen ist schön und sonnig. Ich habe die Hoffnung, dass meine von der Bade-Aktion am Vortag nassen Kleider wieder trocknen. Es sind in der Nacht auch keine Wellen ins Zelt eingestiegen , so dass ich mich beruhigt in Richtung Walhalla begeben kann.
Nach Sightseeing und Frühstück aus der Supermarkt-Tüte packe ich zusammen und verlasse meine Insel. Heute wird es nur eine kleine Etappe geben, meine Arme müssen etwas geschont werden. Es steht die erste Schleuse an, die nicht über eine Bootsgasse befahren werden kann, sondern nur eine Umtragestelle hat. Dank sehr guter Bootswagen vor Ort geht es aber, ohne das Schiff entladen zu müssen.
Geschafft, jetzt noch ein paar Kilometer stromabwärts und dann einen schönen Platz für die Nacht suchen. Diesmal ist er wirklich perfekt, ein schöner kleiner Strand mit einer oberhalb davon liegenden Wiese, die perfekt zum Zelten ist.
Das Wetter ist super, zwar kalt aber dafür klar. Zum Abendessen gibt es Kartoffelsuppe, und Reis mit Aubergine und Brennessel. Belohnt wird das ganze mit einem tollen Sonnenuntergang, und ich lasse den Tag am Lagerfeuer ausklingen .



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